Untote, die Lebenden das Blut aussaugen. Kinder der Nacht, die Licht, Kruzifixe und Knoblauch fürchten. Vampire sind die bekanntesten Horrorfiguren überhaupt. So heißen auch drei Fledermausarten, die vom Blut ihrer Opfer leben.
Nächtliche Blutsauger
Vampir-Mythen sind uralt: Geschichten über bluttrinkende und menschenfressende Dämonen verbreiteten bereits vor Tausenden von Jahren Angst und Schrecken. Der Begriff „Vampir“ stammt aus dem Serbokroatischen. Schriftlich belegt ist er erstmals kurz vor 1700 in polnischen und russischen Zeitungen. Unsere heutige Vorstellung von diesen dämonischen Nachtgestalten hat vor allem ein Ende des 19. Jahrhunderts erschienener Roman geprägt: Bram Stokers „Dracula“. Die durch zahlreiche Filme weltbekannte Hauptfigur kann sich in ein Tier verwandeln, das seinen Opfern tatsächlich das Blut aus den Adern saugt: die Vampirfledermaus.
Pfählen und Beißen
Seine Faszination hat der Vampir-Mythos bis heute nicht verloren. Entscheidenden Anteil daran hat ein Buch: Bram Stokers „Dracula“. Der 1897 erschienene Schauerroman des irischen Schriftstellers verknüpfte volkstümliche Vampirlegenden mit der historischen Gestalt des Fürsten Vlad III. Tepes (1431 –1476/77). „Tepes“ bedeutet zu Deutsch „der Pfähler“, was auf die bevorzugte Hinrichtungsart des als extrem grausam berüchtigten Herrschers hinweist: Seine Feinde ließ er zu Tausenden auf Holzpfähle spießen. Weil sein Vater dem sogenannten Drachenorden angehörte, nannte er sich auch „Draculea“ oder kurz „Dracula“, „Sohn des Drachen“. Durch taktisches Geschick und rücksichtslose Brutalität konnte er seine Herrschaft über die Walachei (im heutigen Rumänien) lange Zeit gegen die Türken behaupten. Schließlich wurde er getötet und sein Kopf an den Sultan geschickt. Als Vampir galt Vlad Tepes allerdings nie. In Rumänien wird er zum Teil bis heute als Volksheld verehrt.
Draculas Weltherrschaft
Bram Stoker war von dieser Gestalt so gefesselt, dass er aus ihr den Vampir und Fürsten der Finsternis Graf Dracula machte. Dieser besitzt sämtliche Eigenschaften, die nach der Überlieferung Vampiren zugeschrieben wurden: Dracula geistert als Untoter durch die Jahrhunderte, ernährt sich vom Blut der Lebenden, verfügt über übermenschliche Kräfte und kann sich in Tiergestalten wie Wolf oder Fledermaus verwandeln. Auf der anderen Seite fürchtet er Kruzifix, Knoblauch und natürlich das Sonnenlicht. Um ihn zu töten, muss sein Herz durchbohrt werden.
Bald machte Stokers Figur auch auf der Bühne und vor allem auf der Leinwand Karriere. Graf Dracula und seine Verwandten lockten Gruselsüchtige in Scharen ins Kino. Inzwischen gibt es um die 500 Vampir-Filme. Zu den bekanntesten zählen Murnaus „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1921/22), Brownings „Dracula“ (1930), Fishers „Dracula“ mit Christopher Lee (1957), Herzogs „Nosferatu – Phantom der Nacht“ (1979) und Coppolas „Bram Stoker´s Dracula“ (1992). Was im Roman noch recht untergründig angelegt war, kam in den Filmen immer deutlicher zum Ausdruck: Die Verbindung von Vampirismus und Sexualität, von Lust und Tod.
Klaus Kinski in „Nosferatu – Phantom der Nacht“ (1979)
Blutsauger der Tropen
Vielleicht haben auch die Erzählungen spanischer Eroberer, die in Südamerika auf Vampirfledermäuse trafen, zum Blutsauger-Mythos beigetragen. Drei Arten gibt es, von denen der Gemeine Vampir die häufigste und bekannteste ist. Als einzige Säugetiere ernähren sich Vampirfledermäuse ausschließlich von Blut. Mit ihren rasiermesserscharfen Zähnen ritzen sie nachts die Haut ihrer schlafenden Opfer auf. Die spüren nichts, denn der Speichel der Vampire betäubt die Bisswunde. Außerdem hält er das Blut flüssig. Geschickt lecken es die kleinen Räuber mit ihrer Zunge auf. Den Opfern schadet der Blutverlust in der Regel nicht – eine Fledermaus braucht pro Nacht nur ein Schnapsglas voll. Allerdings können durch die Bisse gefährliche Krankheiten wie die Tollwut übertragen werden. Bei südamerikanischen Rinderzüchtern sind Vampirfledermäuse deshalb alles andere als beliebt und werden gnadenlos gejagt. Manchmal werden die Winzlinge auch für Menschen zur Gefahr: Im Juni 1991 attackierten Vampire 314 Einwohner des brasilianischen Dorfs Apora – drei Menschen starben an Tollwut.
Fürsorgliche Artgenossen
Untereinander verhalten sich die Bluträuber höchst sozial. Forscher haben beobachtet, dass Vampire andere Mitglieder ihrer Kolonie, die nachts leer ausgegangen sind, mit durchfüttern: Aus ihrem Blutvorrat im Magen würgen sie Teile in den Rachen, um es den kopfüber hängenden Nachbarn einzuflößen. Damit helfen sich die Fledermäuse über Nahrungsengpässe hinweg und erhöhen die Überlebenschancen der Kolonie.
Selbst um fremden Nachwuchs kümmern sich Vampire fürsorglich. Stirbt die Mutter eines Jungtieres, kann der verwaiste kleine Vampir von einem fremden Weibchen großgezogen werden. Die Adoptivmutter produziert dafür Milch in ihren Brustdrüsen. Mit dem Schreckensbild grausamer, gieriger und egoistischer Dämonen haben Vampirfledermäuse nichts gemeinsam.
Wie Vampirmythen entstanden
Die Eigenschaften, die Vampiren zugeschrieben werden, sind nicht einfach aus der Luft gegriffen. Möglicherweise hat das Krankheitsbild der Porphyrie das Gruselbild von Vampiren und Werwölfen geformt. Bei Porphyrie-Kranken ist die Produktion des roten Blutfarbstoffes, des Hämoglobins, gestört. Ursache kann entweder ein ererbter Gendefekt oder eine Vergiftung – zum Beispiel durch Blei – sein. Die Folge: Die Betroffenen wirken totenblass, in schweren Fällen schrumpfen Lippen und Gaumen und die hervortretenden Zähne erscheinen blutig. Gleichzeitig kann die Behaarung im Gesicht und an den Armen zunehmen. Um den fehlenden Blutfarbstoff zu ersetzen, mussten die Kranken früher Tierblut trinken. Knoblauch war für sie Gift, denn er fördert den Abbau des Hämoglobins. Und Sonnenlicht ertrugen sie überhaupt nicht.
Lebende in den Gräbern?
Eine andere Erklärung für die Vampirmythen liefern Berichte von einer rätselhaften Epidemie, die von 1720 bis 1725 in Serbien wütete. Die Kranken wurden von hohem Fieber befallen und sprachen im Wahn von Untoten, die ihnen die Lebenskraft aussaugen würden. Damit war für die abergläubische Bevölkerung klar: Hier sind Vampire am Werk. Als Gräber geöffnet wurden, sahen sie sich bestätigt: Die Leichen waren kaum verwest. Alle, auch zu Lebzeiten hagere Menschen, hatten dicke Bäuche und eine rote Flüssigkeit lief aus Mund und Nase – als hätten sie ausgiebige Blutmahlzeiten zu sich genommen. Außerdem war leises Schmatzen zu hören.
Was sich tatsächlich verblüffend nach Vampirismus anhört, lässt sich heute wissenschaftlich erklären: Sind Leichen luftdicht abgeschlossen, bleiben sie oft noch viele Jahre hervorragend erhalten. Durch die Faulprozesse entstehen zudem Gase, die den Körper aufblähen. Entweichen kleine Gasblasen, ist das als „Leichenschmatzen“ zu hören. Oft tritt noch eine rötliche Faulflüssigkeit aus Mund und Nase aus. Die Epidemie, die zu dieser Vampirhysterie führte, wurde vermutlich durch den Milzbranderreger Anthrax ausgelöst.
Dracula
(Fürst Vlad III Dracula / Vlad Tepes)
Der walachische Fürst Vlad III Dracula, genannt "Tepes" (Aussprache: [tsepesch]), wurde 1430 oder 1431 in der siebenbürgischen Stadt Schäßburg (Sighisoara) geboren. Die Bezeichnung Dracula hatte Vlad III von seinem Vater, Vlad II Dracul, "geerbt", der als Mitglied des Drachenordens die Osmanen bekämpfte: Sein Spitzname Dracul geht auf das lateinische draco zurück und bedeutet zugleich 'der Drache' und 'der Teufel', wobei die Endung -ul den Artikel darstellt. Dracula bedeutet einfach 'der Sohn des Dracul'. Seinen brutalen Ruf erwarb Vlad III Dracula mehr als sein Vater schon zu Lebzeiten:
Im Mittelalter gabe es auf dem Gebiet des heutigen Staates Rumänien Fürstentümer, die eine gemeinsame Sprache und Herkunft hatten: Das Rumänische stammt vom lateinischen Dialekt der römischen Provinz Dakien ab. Durch Vermischung der dakisch-römischen Bevölkerung mit slawischen Stämmen entstanden die Walachen (von slawisch Vlachen). Gegen Ende des 13. Jahrhunderts, als das oströmische Imperium mit seiner Hauptstadt Konstantinopel schon zu bröckeln begann, wurden viele Bewohner der westlichen Provinzen von den Magyaren (Ungarn) vertrieben. Sie besiedelten den Süden und Osten der Karpaten und gründeten dort das Fürstentum Walachei, das im Norden an Transsylvanien und Moldawien (das Fürstentum Moldau, das sie später gründeten), im Osten ans Schwarze Meer und im Süden an Bulgarien grenzt. Regiert wurden die Fürstentümer von den einheimischen Wojewoden (von russisch voevoda: 'Führer einer Armee'), die häufig die Oberhoheit der Könige von Ungarn oder Polen anerkennen mußten. Der erste Führer bzw. Fürst der Walachei war der Dynastiegründer Basarab der Große (1310–1352); sein Nachkomme Vlad III Dracula war der letzte walachische Fürst, der seine Unabhängigkeit gegenüber der sich ausdehnenden türkischen Großmacht halbwegs behaupten konnte.
Draculas Name ist mit den zahlreichen Kriege des späten 15. Jahrhunderts verbunden: Im Inneren tobte im ein blutiger Machtkampf zwischen zwei Fraktionen des bessarabischen (auf Basarab zurückgehenden) Herrscherhauses um die Fürsten- bzw. Wojewodenwürde, den schon Draculas Vater, Vlad II Dracul, durch Verwandtenmord für sich entscheiden konnte; außenpolitisch lavierte das Land zwischen zwei Großmächten: im Norden und Westen den Magyaren und im Osten den Ottomanen, die 1453 Konstantinopel eroberten.
1442 verhielt sich Vlad II während einer türkischen Invasion Transylvaniens neutral. Nach ihrem Sieg zwangen ihn die Ungarn zur Strafe mit seiner Familie zur Flucht aus der Walachei und ernannten Basarab II, ein Mitglied des gegnerischen Danesti-Clans, zum Fürsten. Schon 1443 aber eroberte Vlad II den Thron mit türkischer Hilfe zurück und mußte fortan alljährlich Tribut und junge Rekruten für die Elitetruppe des Sultans, die Janitscharen, entsenden. 1444 schickte Vlad II sogar seine beiden jüngsten Söhne als Geisel nach Adrianopolis, wo Dracula bis 1448 blieb.
Als der ungarische König Ladislas Poshumous 1444 mit einem Kreuzzug versuchte, die Türken nach Kleinasien zurückzudrängen, entsandte Vlad II nur seinen ältesten Sohn Mircea und kam ansonsten seiner Verpflichtung als Ritter des Drachenordnes nicht nach. Nach der vernichtenden Niederlage der Ungarn bei Varna verfolgten diese Vlad II rachsüchtig; 1447 wurde er von illoyalen Bojaren (walachischen Adligen) getötet und sein Sohn Mircea lebendig begraben.
Nachdem Tod seines Vaters wurde Dracula von den Türken entlassen und gelangte erstmals im Oktober 1448 mit ihrer Hilfe auf den walachischen Thron, wo er sich aber nur zwei Monate halten konnte: Der rivalisierende Clan der Danesti verdrängte ihn mit ungarischer Hilfe. Nach drei Jahren des Exils in Moldau mußte Dracula erneut fliehen, es gelang ihm aber, sich mit den Ungarn zu versöhnen und zu verbünden, und 1456 tötete er den regierenden Danesti-Fürsten Vladislav II und gelangte zum zweiten Mal an die Macht. Zeitgleich jedoch hatten die Ungarn bei Belgrad eine weitere Niederlage einstecken müssen, so daß er wieder ohne Verbündeten war.
In seiner sechsjährigen Regierungszeit in Tirgoviste begründete er seinen Ruf. Unerbittlich und zunächst durchaus erfolgreich versuchte er, sein Land gegen die mächtiger werdenden Ottomanen zu verteidigen, mußte aber mangels ungarischer Unterstützung 1462 nach Ungarn fliehen. Statt der erhofften Hilfe wurde er jedoch vom ungarischen König Matthius Corvinus zwölf Jahre lang gefangen gehalten. Während dieser Zeit regierte Draculas jüngerer Bruder, Radu der Schöne, die Walachei. Als er 1474 oder 1475 starb, ernannte der türkische Sultan ein Mitglied des Danesti-Clans, Basarab den Älteren, zum Fürsten.
1476 jedoch hatte sich Dracula die Unterstützung des ungarischen Königs sichern und sogar in seine Familie einheiraten können und fiel mit Unterstützung aus Moldavien und Transsylvanien in die Walachei ein. Die drei Alliierten vertrieben Basarab, und Dracula gelangte im November 1476 erneut auf den Thron. Nachdem sich die Transsylvanier in ihr Land zurückgezogen hatten, überrannten jedoch die überlegenen Türken Draculas kleine Armee im Dezember desselben Jahres. Er wurde getötet und enthauptet; der Sultan ließ seinen Kopf in Konstantinopel aufspießt zur Schau stellen.
Angeblich hatte zu Draculas Niederlage auch ein Mangel an Unterstützung durch den walachischen Hochadel (die Bojaren) beigetragen, die er ihrer Rechte beraubt, mit zahllosen Grausamkeiten verfolgt und dezimiert hatte. Nach anderen Berichten hatte sich auch die drangsalierte Bauernschaft von ihm abgewandt.
Vlad III Dracula regierte und führte Krieg mit einer für uns unfaßbaren Grausamkeit. Politische Gegnern und Kriegsgefangenen, aber offenbar auch unbotmäßige Landbevölkerung ließ er blenden, bei lebendigem Leibe skalpieren, häuten oder kochen, erwürgen, verbrennen oder wilden Tieren vorwerfen, oder er ließ ihnen Nägel in die Köpfe schlagen, Nasen und Ohren, Arme und Beine abschneiden etc. Seine bevorzugte Folter- und Tötungsmethode aber war das Pfählen: Ein geölter und nicht zu spitzer Pfahl wurde – meist zwischen den Beinen – so langsam durch den Körper getrieben, daß der Todeskampf möglichst lange dauerte. Kleinkinder wurden manchmal auf Pfähle gespießt, der ihren Müttern durch die Brust geschlagen worden war.
Das Pfählen brachte Dracula zumindest posthum einen weiteren Beinamen ein: Er wurde auch "der Pfähler" bzw. im Englischen "the Impaler" genannt.
Die meisten seiner Opfer waren die sächsischen Kaufleute und Bojaren Transsylaniens und der Wallachei, die entweder wirtschaftlich und politisch zu mächtig zu werden drohten oder gar mit dem jeweiligen Feind paktiert hatten; es waren Mitglieder des Hochadels gewesen, die seinen Vater und älteren Bruder emordet hatten. Der Grund oder Vorwand seines Terrorregimes war also überwiegend ein innenpolitischer wie auch persönlicher: Er wollte sich rächen und zugleich einen zentralistischen Staat durchsetzen, den er mit loyalen Anhängern regieren konnte. Ein dritter Grund war Kriegstaktik: Als z. B. im Jahre 1461 der Eroberer Konstantinopels, Mohammed II, außerhalb Drakulas Hauptstadt Tirgoviste 20.000 gepfählte Leichen sah, übergab er das Kommando angewidert an Untergebene und kehrte in seinen neue Hauptstadt zurück. Der letzte Grund lag sicherlich in der krankhaften, perversen und sadistischen Persönlichkeit Draculas, der insofern vielleicht zugleich Opfer und Täter seiner gewalttätigen Zeit war.
Seinen Ruf hatte Dracula in seiner sechsjährigen Amtszeit begründet, sein Bild in der Geschichte wurde aber natürlich auch durch jene geprägt, die seine Geschichte nach seinem Tode erzählten und weitergaben. In den ersten Jahren waren es vor allem deutsche und russische Flugblätter, die als Vorläufer einer späteren Sensationspresse über die Grausamkeiten des fernen Herrschers berichteten. Die deutschen wie die russischen Pamphlete gleich sich so sehr in den Details, daß diese vermutlich einen wahren Kern haben; während aber die deutschen Berichte Dracula als sadistisches Monster darstellen, erscheint er in russischen Berichten eher als grausamer, aber gerechter Herrscher, der sich gegen den Adel zu behaupten trachtete.
In der rumänischen Folklore lebt Dracula als Herrscher fort, der zwar grausam und unberechenbar war, aber sein Volk vor der Unterdrückung durch die Bojaren, gegen die deutschen Kaufleute und vor allem die Türken zu schützen suchte. Auch erscheint er dort als unerbittlicher Kämpfer gegen Unehrlichkeit und Verbrechen. Zahlreiche Geschichten belegen diese Tugenden: So soll er in seiner Hauptstadt einen goldenen Becher öffentlich aufgestellt haben, den aus Angst niemand zu stehlen wagte. Nach einer anderen Geschichte waren einem ausländischen Kaufmann Goldmünzen gestohlen worden. Dracula ließ sie in der Nacht ersetzen und eine Münze hinzulegen. Am nächsten Morgen berichtete der Kaufmann, er habe nun einen Dukaten zu viel. Als der Dieb gefaßt war, ließ ihn Dracula pfählen und dem Kaufmann mitteilen, dieser hätte dasselbe Schicksal erlitten, wenn er den Dukaten verschwiegen hätte.
Als Bram Stoker 1897 seinen Dracula schieb, hatte der Vampir-Mythos den Balkan und Ungarn schon 200 Jahre lang heimgesucht und sich auch nach Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und England und sogar die Neue Welt ausgebreitet. Zunächst durchaus ernstgenommen, wurde er später als Aberglaube abgetan. Da Bram Stoker seinen Roman in der Ursprungsregion des Vampirismus ansiedelte, bot sich eine Identifikation des Vampirs mit der Person des berüchtigten walachischen Herrschers durchaus an. In anderen Vampir-Geschichten und in der rumänischen Folklore gibt es diese Verbindung jedoch nicht. Erst recht nicht gibt es eine Verbindung Draculas mit Fledermäusen, sieht man von drei Arten ab, die in Mittel- und Südamerika nachts an Rindern Blut lecken: Sein Spitzname war das Wappentier seines Vaters: der Drache ...
Mit dem Sieg der Osmanen über die Ungarn in der Schlacht von Mohács 1526 kamen die Fürstentümer Moldau und Walachei für drei Jahrhunderte unter türkische Herrschaft. Ende des 16. Jahrhunderts gelang es dem walachischen Fürsten Michael dem Tapferen zwar, beide Fürstentümer zu vereinen und 1599 Siebenbürgen und im Folgejahr Moldau zu erobern, die Osmanen behielten jedoch nach seiner Ermordung 1600 die Oberhand. Ab 1750 machte sich für ein Jahrhundert russischer Einfluß breit: In zwei Kriegen 1768–1774 und 1806–1812 setzte sich Rußland gegen das Osmanische Reich durch und annektierte Bessarabien, das bis dahin ein Teil des Fürstentums Moldau gewesen war. Nach der Niederlage Rußlands im Krimkrieg (1853/54–1856) beendeten die Siegermächte (Türkei, Großbritannien, Frankreich, Sardinien) das russische "Protektorat" und gaben Teile Bessarabiens an Moldau zurück. Mittlerweile wuchs auch in den rumänischen Fürstentümern der Wunsch nach einer nationalen Union. Diese wurde 1861 vom neugewählten Fürsten Alexandru Ion Cuzas vollzogen und vom Sultan als autonomes Fürstentum Rumänien anerkannt wurde. Der 1866 gewählte Hohenzollern-Fürst Karl I. unterstützte Rußland im russisch-türkischen Krieg 1877–1878 und proklamierte die völlige Unabhängigkeit Rumäniens, die vom Berliner Kongreß 1878 anerkannt wurde.